Myeloproliferative Neoplasien
MPN
Die myeloproliferativen Neoplasien (MPN) sind eine Gruppe von bösartigen Knochenmarkserkrankungen. Dabei werden die blutbildenden Zellen im Knochenmark in übermäßiger Menge produziert. Dies kann die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), einen Teil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) oder die Blutplättchen (Thrombozyten) betreffen.
Aufgrund der daraus folgenden verschobenen Zellmengen und Verhältnisse im peripheren Blut, kann es bei Patientinnen und Patienten mit MPN zu entsprechenden Symptomen (Gefäßverschlüsse, Blutungsneigung, etc.) kommen. Die häufigsten Formen der MPN umfassen die chronische myeloische Leukämie (CML), die essenzielle Thrombozythämie (ET), die Polyzythämia Vera (PV) und die Primäre Myelofibrose (PMF).
Themen im Überblick
Häufigkeit / Inzidenz
Die meisten Patientinnen und Patienten mit einer myeloproliferative Neoplasie sind zum Diagnosezeitpunkt zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die Häufigkeit der MPN (bezogen auf PV, ET & PMF) liegt bei ca. 3/100.000 Jahr 1. Sie gehören damit zu den eher seltenen hämatologischen Erkrankungen.
Symptome
Da die meisten MPN durch eine Routine-Untersuchung des Blutes als Zufallsbefund entdeckt werden, zeigen sie zunächst keine Symptomatik.
Aufgrund des gestörten Blutzellenverhältnisses durch die stark erhöhte Zahl an roten (PV) bzw. weißen Blutkörperchen oder Blutplättchen (ET, PMF) sind entsprechende Symptome bei den Patientinnen und Patienten zu finden. Diese reichen von Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Sehstörungen, Nachtschweiß, Wadenkrämpfe, Juckreiz und Durchblutungsstörungen der Hände und Füße bis hin zu einer erhöhten Blutungsneigung (blaue Flecken, häufiges Nasenbluten) und einer vergrößerten Milz.
Außerdem kann ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und für einen Verschluss von Blutgefäßen bestehen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose einer MPN wird häufig zufällig durch den Hausarzt in einer routine-mäßigen Blutuntersuchung gestellt. Dabei fallen zunächst die erhöhten/erniedrigten Werte der drei Blutreihen (rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) im Blutbild auf.
In einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums wird der Verdacht durch eine vergrößerte Milz (eine sog. Splenomegalie) häufig erhärtet. Zur Abgrenzung gegenüber anderen Krankheitsbildern und reaktiven, zeitlich-begrenzten Veränderungen folgt meist eine Überweisung zu einem Facharzt für Hämatologie.
Der Hämatologe gibt zur sicheren Diagnose eine molekulargenetische Laboruntersuchung in Auftrag, welche nach einer Veränderung des Erbgutes (Mutation) im Gen JAK2 (Janus Kinase 2) sucht. Diese Mutation ist bei ca. 90 % der Patientinnen und Patienten mit Polyzythämia Vera und bei ca. 50 % der Patientinnen und Patienten mit essezieller Thrombozythämie und primärer Myelofibrose in den betroffenen Zellen zu finden.
Weitere häufige molekulargenetische Veränderungen können bei MPN die Gene Calreticulin (CALR) und MPL (myoproliferative leukemia virus oncogene) betreffen. Selten finden sich weitere Mutationen, die auch bei MDS zu beobachten sind. Liegen diese Zusatzmutationen vor, ist die Prognose häufig ungünstig.
Bei 20-30 % der Patientinnen und Patienten mit MPN sind auch Chromosomenanomalien zu beobachten, die prognostisch und differentialdiagnostisch relevant sein können.
Zusätzlich ist oft auch eine Knochenmarkpunktion nötig, um eine umfassende Diagnostik (mit u.a. der Zytomorphologie) zu gewährleisten. Prognosesysteme für Patientinnen und Patienten mit Primärer Myelofibrose (PMF) sind u.a. der IPSS-Score, der DIPPS-Score, der DIPPS-plus-Score.
Literatur
Johansson P. Epidemiology of the myeloproliferative disorders polycythemia vera and essential thrombocythemia. Semin Thromb Hemost 2006; 32(3):171-173.
Arber DA et al., . The 2016 revision to the World Health Organization classification of myeloid neoplasms and acute leukemia. Blood. 2016 May 19;127(20):2391-405.
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