Chronische Myeloische Leukämie
CML
Die CML ist eine indolente (langsam verlaufende) Form der Leukämie und gehört zu der Gruppe der myeloproliferativen Neoplasien. Sie ist durch die unkontrollierte Vermehrung der Leukozyten (vorwiegend Granulozyten und ihren Vorstufen) und deren Akkumlation (Vermehrung) in Blut und Knochenmark charakterisiert.
Themen im Überblick
Häufigkeit/Inzidenz
Die Inzidenz der CML beträgt ca. 1,5 Erkrankungen/100.000 Einwohner pro Jahr. Wie die meisten Leukämien ist die CML eine Erkrankung des höheren Alters und zeigt ein durchschnittliches Erkrankungsalter von ca. 60-65 Jahren.
Symptome
CML-Patientinnen und Patienten berichten von diversen Symptomen wie Gewichtsverlust, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Fieber, Nachtschweiß, Knochenschmerzen und bei fortgeschrittener Krankheit auch von Beschwerden in der Bauchregion. Oft ist dies Folge einer Vergrößerung der Milz. In den meisten Fällen entwickelt sich die Erkrankung über einen längeren Zeitraum.
Pathogenese/Entstehungsursachen
Die Entstehungsursachen der CML sind aktuell noch recht unklar. Pathophysiologisch kommt es durch die Zusammenlagerung von genetischem Material zwischen den Chromosomen 9 und 22, einer sog. Translokation (t(9;22)(q34;q11.2) zu einem vermehrten Wachstum dieser Zellen. Auf molekularer Ebene entsteht durch die Umlagerung dieser beiden Genbereiche BCR (auf Chromosom 9) und ABL (auf Chromsom 22) ein Fusionsgen, (BCR-ABL) welches in gesunden Zellen nicht vorhanden ist und seine pathogene Eigenschaft durch das nun deregulierte ABL Gen und die resultierende, dauerhafte Proliferation (Teilungsaktivität), Ausreifungsstörung und Immoratlisierung (Unsterblichkeit) ausübt.
Diagnostik/Klassifikation
In den meisten Fällen wird die Verdachtsdiagnose einer CML im Rahmen einer routinemäßigen Blutbildbestimmung geäußert. Die weitere Diagnostik umfasst neben Anamnese, körperlicher Untersuchung (v.a. Milzgröße), Blutbild, Differentialblutbild auch eine zyto- und molekulargenetische Untersuchung aus dem peripheren Blut oder Knochenmark.
Diese Analysen können bei einer großen Zahl der CML-Patientinnen und Patienten durch den Nachweis einer charakteristischen Chromosomenanomalie, des sog. Philadelphia-Chromosoms, die Verdachtsdiagnose bestätigen. Für die weitere Einordnung der CML-Erkrankungsphasen erfolgt in der Regel eine Knochenmarkpunktion.
Die Kalkulation der Risikogruppen und Prognosescores kann durch verschiedene Berechnungen bestimmter Parameter erfolgen. Weitere Diagnose- und Therapieempfehlungen werden auch durch das Europäische Leukämie Netzwerk (ELN) gegeben.
Chromosomenstatus/Zytogenetik
Charakteristisch für die CML ist das bei fast allen Patientinnen und Patienten nachweisbare Philadelphia Chromosom. Dies ist eine Chromosomenveränderung (sog. Translokation) zwischen den Chromosomen 9 und 22 (t9;22), welche sich mittels Chromosomenbänderungsanalyse oder FISH-Analyse detektieren lässt. Zusätzlich zu dieser charakteristischen Veränderung können bei einer fortgeschrittenen CML (akzelerite Phase oder Blastenkrise) Zusatzanomalien anderen Chromosomenbereiche vorhanden sein.
Genstatus/Molekulargenetik
Das auf molekulargenetischer Ebene geformte BCR-ABL Fusionsgen lässt sich ebenfalls mittels Polymeraskettenreaktion (eng.: polymerase chain reaction = PCR) nachweisen. Dabei kann die molekulare Methodik zwischen den vorliegenden Transkripten (genetische Information für Eiweißstoffe) unterscheiden. Es liegen hauptsächlich p210 und p190 Transkripte vor.
Der molekulargenetische Nachweis des Fusionstranskriptes spielt eine große Rolle in der therapie-begleitenden Diagnostik. Unter Einsatz spezifischer Medikamente, sog. Tyrosinkinase-Inhibitoren (=TKI) muss das Therapieansprechen bestimmte Meilensteine (z.B. 10%-ige Reduktion der Transkriptlast) erreichen. Die sog. quantitative Reverse Transkriptase PCR (qRT-PCR) bietet hier eine ausgezeichnete Möglichkeit die Therapie und die Erreichung der Meilensteine ganz genau zu monitorieren (überwachen).
Literatur
Rohrbacher & Hasford: Best Pract Res Clin Haematol 2009;22:295-302.
Kompetenznetze Akute und Chronische Leukämien, www.kompetenznetz-leukaemie.de
Hehlmann et al., Chronic myeloid leukaemia. Lancet 2007;370:342-50.
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