Fallbeispiele

"Double minutes"

„Double minutes" (dmin) sind extrachromosomale DNA. Häufig enthalten sie vielfach amplifizierte Kopien von Onkogenen, die der Zelle einen Wachstums- und Überlebensvorteil vermitteln. Bei der Analyse der Metaphasen können „dmin" leicht übersehen werden. Die automatische Bildbearbeitung filtert diese extrachromosomalen Strukturen gemeinsam mit dem Hintergrund raus. Mittels FISH Analyse sind die vielfach amplifizierten Kopien des jeweils involvierten Onkogens nachweisbar. Dmin treten überwiegend bei AML und MDS auf. 

Metaphase eines 70-jährigen Mannes bei dem eine Philadelphia Chromosom negative myeloproliferative Neoplasie (Ph- MPN) diagnostiziert wurde. Die automatische Bildbearbeitung filtert den Hintergrund aus.
Nur bei Analyse der unbearbeiteten Metaphase sind die extrachromosomalen DNA-Stücke ("double minutes", dmin) erkennbar.
Karyogramm dieses Patienten mit "double minutes".
Mittels FISH Analyse mit der Sonde für den MYC-Locus in 8q24 wurde die MYC-Amplifikation auf den "double minutes" bestätigt. MYC-Amplifikationen sind mit einer ungünstigen Prognose assoziiert, die einer speziellen Therapie bedarf.

CLL mit komplexen Anomalien

Bei einer 79-jährigen Frau mit bekannter chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) und normalen Karyotyp wurde eine Progression vermutet. Aus dem peripheren Blut wurde CD19+ Zellen immunomagnetisch angereichert (MACS) und eine FISH Analyse durchgeführt.

Nachgewiesen wurde eine Trisomie 3q (3 Signale für die Sonde LSI BCL6, 3q27)  und eine 13q- (1 Signal für die Sonde DLEU, 13q14.2). Eine 13q- ist bei CLL mit einer günstigen Prognose assoziiert (Döhner et al. N Engl J Med. 2000), die einer speziellen Therapie bedarf. Die Prognose der seltene Trisomie 3q ist nicht bekannt.

Erst die Bänderungsanalyse hat gezeigt, dass nicht nur zwei Anomalien, sondern ein komplex aberranter Karyotyp vorliegt.

Die komplexen Anomalien wurden mittels multicolor FISH (mFISH) aufgeschlüsselt.
Es liegt ein komplexer Karyotyp mit ≥5 Anomalien vor (Bildquelle: eigene Daten). Ein komplexer Karyotyp mit ≥5 Anomalien ist bei CLL mit einer sehr ungünstigen Prognose assoziiert, die einer speziellen Therapie bedarf (Thompson et al. Cancer. 2015, Baliakas et al. Blood. 2019).

Die alleinige Interphase-FISH-Analyse hätte in diesem Fall die Hochrisikokonstellation nicht erfasst.

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